„Journalismus im Hinterland“ – am 22. März 2022 durfte ich bei einer Veranstaltung des Deutschen Journalisten-Verbandes, dessen Mitglied ich bin, einen kurzen Vortrag über die Ukraine halten. Die Leitfrage lautete: Haben auch wir als Journalistinnen und Journalisten Fehler gemacht? An dieser Stelle veröffentliche ich auf Nachfrage den Rede-Text.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
heute ist der 27. Tag seit Beginn der russischen Invasion auf die Ukraine. Seit fast einem Monat werden Ausgangssperren verhängt, Raketen auf Städte abgefeuert, Menschen misshandelt, verkrüppelt, lebendig begraben und hingerichtet.
Seit fast einem Monat gehören Straßenbarrikaden aus Panzersperren und Lügen von Wladimir Putin zum Alltag in Europa. Beim Verfolgen der Nachrichtensendungen und Live-Ticker fühlt es sich so an, als lebten wir auf diesem Kontinent seit 27 Tagen in einer anderen Welt, einer Welt, die an Adolf Hitlers Verbrechen aus dem vorigen Jahrhundert erinnert.
Lieber Deutscher Journalisten-Verband, vielen Dank für die Einladung. Und liebe Kolleginnen und Kollegen, was ich eben gesagt habe, ist falsch. Es stimmt nicht, dass in Europa seit 27 Tagen ein vom Kreml gesteuerter Angriffskrieg in der Ukraine wütet.
Dieser Krieg begann bereits vor acht Jahren.
Und damit bin ich beim Thema meines kleinen Vortrages. Ich möchte über eine Vermutung sprechen, die mir seit diesen 27 Tagen nicht mehr aus dem Kopf gehen will:
Kann es sein, dass auch wir Journalistinnen und Journalisten in Bezug auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine Fehler gemacht haben?
Kann es sein, dass wir es in acht Jahren des russischen Angriffs auf ein Nachbarland der EU nicht geschafft haben, die Bedrohung des Kremls unter Wladimir Putin richtig zu verstehen, zu erklären und unseren Leserinnen und Zuschauern dies deutlich zu machen?
Es ist ein Fakt, dass Putin lange vor diesen 27 Tagen diesen Krieg begonnen hat. Zwischen dem Februar 2014 und bis zum 24. Februar dieses Jahres starben in der Ukraine mehr als 14.000 Menschen. Ich wiederhole: 14.000 Menschen.
Territoriale Okkupation, zu deutsch: Landraub, der Tod von Zivilisten, Einschläge von Grad-Raketen in Dörfern, das Recht des Stärkeren und eben nicht das Völkerrecht, das als Konsequenz aus dem Nie-Wieder des Zweiten Weltkriegs entstanden ist – all das ist in der Ukraine bereits seit dem Jahr 2014 Realität.
Wieso war oder ist die deutsche Bevölkerung jetzt trotzdem so überrascht?
Wieso haben wir in unseren Talkshows, auf unseren Meinungsseiten und in den Kommentarspalten acht Jahre lang nicht die korrekten Schlussfolgerungen aus der russischen Invasion in der Ukraine debattiert?
Weshalb hat hierzulande nur eine Minderheit Putins Gefahr ernst genommen?
Warum glaubte stattdessen in Deutschland laut Umfragen regelmäßig eine Mehrheit, von einem demokratischen Land wie den USA gehe eine größere Gefahr als von Russlands Autokratie aus?
An dieser Stelle, ein kurzer obligatorischer Einschub: Nein, ich bin kein Fan der US-Politik oder des Kapitalismus made in USA. Ich verurteile den auf Lügen gebauten Einmarsch der US-Armee in den Irak. Donald Trump halte ich für einen gefährlichen Narzissten. Doch darum geht es hier nicht.
Wenn wir ein Thema diskutieren, sollten wir vorsichtig bei Whataboutisms sein.
Es geht mir in diesem Vortrag um die Frage, wie gut wir acht Jahre lang über Russlands Kriegsführung berichtet haben, wie wir sie für die Öffentlichkeit analysiert haben. Es geht mir um das Schicksal der Bevölkerung in der Ukraine, die weiterhin jeden Tag unter diesem Krieg leidet. Es geht mir auch um die Frage, wie wir seit acht Jahren über sie berichtet haben. Und es geht mir um die Frage, weshalb die Propaganda des Kremls hierzulande so viele Jahre so erfolgreich sein konnte und vielleicht immer noch ist.
Um es vorweg zu nehmen: Ich habe auf meine eben ausgesprochenen Fragen keine allumfassenden wissenschaftlich fundierten Antworten. Aber es ist mir wichtig, dass wir uns mit diesen Fragen jetzt beschäftigen. Und ich kann ihnen zwei Beispiele liefern.
Das erste ist aus dem Oktober 2014. Da schrieb die DPA im besten Nachrichtendeutsch:
“Bei einem Raketentreffer sind nach Angaben der OSZE in der Ostukraine sieben Zivilisten nahe Mariupol getötet worden. Wie die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) am Mittwoch berichtete, schlug die Rakete in einem kleinen Dorf nahe der Stadt Mariupol ein.”
Laut Pressedatenbank von Gruner & Jahr haben damals ganze drei Zeitungen in Deutschland über dieses Kriegsverbrechen berichtet. Ich wiederhole: Drei.
Das zweite Beispiel ist von gestern Abend. Da sendete der Deutschlandfunk zur besten Sendezeit um 19:18 Uhr einen mehr als sieben Minuten langen Beitrag über ein Buch von Klaus von Dohnanyi. Dieses Buch ist kurz vor der Eskalation in der Ukraine auf dem Bücher-Markt in Deutschland erschienen. In diesem Buch verteidigt von Dohnanyi Nord Stream 2 als „legitimes deutsches Interesse“. Er schreibt weiterhin, Deutschland müsse sich vom Leitbild, Russland sei ein „Evil Empire“ lösen und zum „Putin-Versteher“ werden.
Damit ich nicht falsch verstanden werde: Natürlich soll ein Mann wie Klaus von Dohnanyi, ein Buch schreiben, in dem er seine Meinung vertritt. Natürlich soll das Buch angeboten, verkauft und besprochen werden dürfen. Und dennoch habe ich ein ungutes Gefühl, wenn der Deutschlandfunk, nachdem Deutschlandfunk Kultur und ganz viele andere Medien das Buch bereits ausführlich besprochen haben, ausgerechnet am vermeintlichen 26. Kriegstag ein solches Buch zur Besprechung auswählt, auch wenn die Rezension relativ kritisch war.
Verstehen Sie, was ich sagen will?
Einerseits die DPA-Meldung über den Raketentreffer nahe Mariupol aus dem Jahr 2014, bei dem sieben Bürgerinnen und Bürger starben. Andererseits die Meinung von Klaus von Dohnanyi.
Irgendjemand in der Redaktion des wohl wichtigsten deutschen Radiosenders muss sich etwas dabei gedacht haben, einem solchen Buch so eine Bühne zu geben. Die lupenreinen Putin-Versteher Gerhard Schröder, Manuela Schwesig, Sahra Wagenknecht oder Gabriele Krone-Schmalz haben sich sicher auch etwas dabei gedacht, als sie in den vergangenen acht Jahren die deutsche Öffentlichkeit beeinflusst haben. Oder sollte ich besser sagen, als sie die deutsche Öffentlichkeit in großem Umfang beeinflussen durften, weil Journalistinnen und Journalisten es ihnen in unzähligen Interviews, Texten und Talkshows ermöglicht haben.
Mir ist klar, dass mit dem Aufkommen des Internets und durch das Wachsen von den Sozialen Medien wie Facebook, Twitter, Instagram und Co. die Gatekeeper-Funktion der Redaktionen und Journalistinnen in ihrer Wirkung nicht gerade verstärkt wurde. Doch es gibt sie noch, und es gab sie auch in den vergangenen acht Jahren. Ich frage mich, ob wir in dieser Funktion als Journalistinnen und Journalisten in Bezug auf Putins Kriege in Tschetschenien, in Georgien, in der Republik Moldau, in Syrien und in der Ukraine Fehler gemacht haben.
Als Stipendiat des Internationalen Journalistenprogramms (IJP) habe ich 2017 in Odesa und Kyjiw gelebt. Insgesamt haben mich seit 2011 etwa 50 Recherchereisen in verschiedene Teile der Ukraine geführt. Meine letzte Reise endete vor wenigen Tagen. Und so viel kann ich Ihnen nach sehr vielen Gesprächen in der Ukraine berichten: Die Ukrainerinnen und Ukrainer sind sich sicher, dass die deutschen Medien Fehler gemacht haben. Sie denken, dass viele deutsche Redaktionen den Teil dieses Krieges, den man als Desinformation-War oder old school als Propaganda bezeichnet, nicht rechtzeitig gecheckt haben.
Ich denke, wir sollten über diese Kritik nachdenken. Denn viel zu lange haben wir den Freiheitskampf der Ukrainerinnen und Ukrainern nicht ausreichend bedacht. Viel zu lange haben wir die Ukraine nicht ausreichend verstanden, wussten nichts mit der Kyjiwer Rus, mit Menschen wie Iwan Masepa, dem Holodomor oder dem Budapester Memorandum anzufangen.
Viel zu lange wollten wir sogar diesen Krieg (den die Ukraine seit acht Jahren gegen Wladimir Putins Russland führen muss, um zu überleben), nicht als das wahrhaben, was er mittlerweile ist: die größte Katastrophe in Europa seit den Jugoslawien-Kriegen oder vielleicht sogar seit dem Zweiten Weltkrieg.
In der Vorbereitung auf diesen Termin musste ich an zwei Frauen denken, von denen ich Ihnen nun zum Abschluss noch kurz erzählen möchte.
Die erste Frau heißt Margarita Simonyan. Sie ist seit vielen Jahren so genannte Chefredakteurin von RT, was früher Russia Today hieß. Ich habe sie als Teil einer Recherchereise im November 2013 in Moskau in ihrem Büro bei RT getroffen, zusammen mit anderen Kollegen aus Deutschland.
Margarita Simonyan war bei diesem Treffen erstaunlich gesprächig. Und sie sagte, dass sie sich als Chefin des gigantischen RT-Senders regelmäßig mit Vertretern des russischen Außenministeriums trifft und dabei die so genannte Berichterstattung von RT abstimmt. Sie hat quasi zugegeben, keinen unabhängigen Journalismus, sondern PR des Kremls zu betreiben.
Die zweite Frau heißt Maria Oliynyck. Ich habe sie im Dezember 2013 in Kyjiw getroffen, also noch mehr als zwei Monate bevor die Euromaidan-Revolution dafür gesorgt hat, dass Wiktor Janukowitsch von Kyjiw nach Russland floh. Maria Oliynyck hat damals in Donezk gelebt und für eine ukrainische Wochenzeitung gearbeitet.
Diese Maria Oliynyck, eine Journalistin, die im so genannten Hinterland der Ukraine ihre Arbeit viele Jahre gemacht hatte und damals wegen der Revolution in Kyjiw war, erzählte mir von Plänen, die es im Südosten der Ukraine gab. Diesen Plänen zufolge sollte durch Unterstützung Russlands die Einheit der Ukraine zerstört werden. Mithilfe des Militärs sollte der ukrainischen Revolutionsbewegung etwas entgegengesetzt werden. Damals wusste im Rest der westlichen Welt wohl niemand etwas von den Annexionsplänen Wladimir Putins. Sie wurden erst im Jahr danach Realität. Doch diese damals 70-Jährige Maria Oliynyck erzählte mir davon.
Heute, am 27. Tag der Eskalation in der Ukraine, denke ich, dass ich damals einen Fehler gemacht habe. Dass ich es als Journalist damals nicht geschafft habe, diese Warnung der Maria Oliynyck zu verbreiten, schmerzt heute sehr. Lediglich in ein paar Absätzen in einer Reportage von vielen hatte ich sie und ihre Worte damals erwähnt.
Ich denke auch, es war ein Fehler, dass die so genannte Journalistin Margarita Simonyan es mit dem Sender RT und allen Kanälen, die zu RT gehören, mehr als acht Jahre lang geschafft hat, die Propaganda des Kremls so erfolgreich zu verbreiten.
Und ich hoffe, dass wir uns nun, nach acht Jahren Krieg in Europa selbstkritisch mit diesen Fehlern befassen.
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels bereitet eine Aktion vor unter dem Motto: Wir hätten es wissen können. Ein Beitrag zum Thema von Karla Engelhard, WDR 2007:
Die russische Journalistin machte sich mit einfühlsamen Reportagen über die einfachen Menschen in der umkämpften Nordkaukasusrepublik Tschetschenien international einen Namen, in Russland selbst brachten sie ihr viele Feinde. Ihre Wahrheitssuche bezahlte sie mit dem Leben. Eine Rezension von Karla Engelhard.
Moderation: Marcus Heumann
Anna Politkowskaja ist tot. Ermordet am 7.Oktober 2006. Der Journalist Norbert Schreiber versucht wenige Monate später die Chronik ihres angekündigten Mordes zu schreiben. Schreiber lernte Anna Politkowskaja auf der Leipziger Buchmesse eineinhalb Jahre vor ihrem Tod kennen. Die russische Journalistin war da schon keine Unbekannte mehr. In ihrem Buch “Tschetschenien. Die Wahrheit über den Krieg” zerrt sie Willkür, Gewalt und Bestialität in der umkämpften Kaukasusrepublik Tschetschenien in die Öffentlichkeit. Sie schockiert mit realistischen Schilderungen des Krieges. Sie nennt und kennt Schuldige auf beiden Seiten – russische Militärs, die im Auftrag des Kremls morden und tschetschenische Terroristen, die brutal vernichten, was sich ihnen in den Weg stellt. Opfer beider: Kinder, Frauen, Männer in Tschetschenien. Für sie ist Politkowskaja letzte Hoffnung. Die von ihr entlarvten Mörder antworten mit Morddrohungen. Für den russischen Staat ist sie eine Nestbeschmutzerin. Der Hörfunkjournalist Norbert Schreiber fragt sie Monate vor ihrem Tod, wie sie den Druck und die ständige Bedrohung aushalte:
“Viele Menschen in meinem Land bezahlen mit dem Leben, weil sie laut sagen, was sie denken. Ich versuche, nicht daran zu denken, weil ich ansonsten nicht arbeiten könnte, es wäre unmöglich. Also blende ich diese Gedanken aus und sage, dass ich einfach das Schicksal derjenigen teile, die dafür kämpfen, dass demokratische Prinzipien in Russland endlich installiert werden und das Leben ein demokratisches wird, wobei es möglich ist, dass dieser Kampf nicht gut ausgeht. Aber das ist dann einfach so.”
So beginnt Schreibers eigener Beitrag zur Chronik eines angekündigten Mordes. Immer wieder kommt die Journalistin im Buch zu Wort, in Interviews, mit Reportagen und Auszügen aus ihren Büchern. Einige ihrer Reportagen entstanden kurz vor ihrem Tod und werden hier zum ersten Mal veröffentlicht. Für ihre journalistische Arbeit wird sie zu Lebzeiten mit internationalen Preisen geradezu überhäuft, wie den “Lettre Ulysses Award” für die beste europäische Reportage, den Olof-Palme-Preis für ihren Einsatz für Menschenrechte und für ihren persönlichen Mut. 2005 erhält sie den Herausgeber Norbert Schreiber resümiert:
“Die Arbeit an diesem Buch hat mir gezeigt, dass es eine Gefährdung der Demokratie nach innen gibt, der Stabilität nach innen, durch die gelenkte Putinsche Demokratie einerseits, und die Münchener Sicherheitstage haben gezeigt, dass das Muskelspiel und das Spiel um Öl in der internationalen Politik auch das gefährden könnte, was wir über die Jahre hinweg unter Ost-West-Entspannung verstanden haben und mühsam in Vertragsverhandlungen aufgebaut haben. Diese Stabilität könnte brüchig werden. Das andere sind demokratischen Werte, die wir eigentlich geglaubt haben, sich auch in Russland entwickeln, und die sind nun wirklich ein ganz kleines Pflänzchen, was mühsam gegossen wird, von einer ganz kleinen Menschenrechtsbewegung unterstützt wird. Aber im Großen und Ganzen weder entwickelt, noch eigentlich richtig verstanden wird.”
Das Buch “Anna Politkowskaja. Chronik eines angekündigten Mordes” hilft Russland besser zu verstehen, denn man sollte versuchen, dieses Land mit dem Verstand zu begreifen – gerade wir Deutschen. Anna Politkowskaja antwortete in einem ihrer letzten Interviews auf die Frage, welche Erwartungen sie an den Deutschen Bundestag, an die Parlamentarier habe:
“Sehr, sehr oft kommen Mitglieder des Deutschen Bundestags in die Redaktion der Zeitung, zur “Nowaja Gaseta” zu uns, auf eigenen Wunsch, sie melden sich an, sie möchten mit uns ein Gespräch haben. Wir nehmen uns die Zeit, setzen uns hin, führen stundenlange Gespräche mit ihnen, erklären ihnen Russland von A bis Z, von vorne bis hinten, und was ist das Resultat? Es passiert nichts, rein gar nichts. Und sobald es um konkrete Fragen geht, sobald man anfängt zu fragen, könnten Sie irgendwie dazu beitragen, dass es Verhandlungen gibt oder dass es zu einem Treffen mit den Soldatenmüttern und Vertretern des tschetschenischen Widerstands kommt, fällt automatisch eine ablehnende Antwort.”
Das Buch endet mit einem sehr persönlichen Nachruf von Irina Scherbakowa und ihrer Hoffnung, dass Annas Tod diejenigen zum Nachdenken über das Schicksal des Landes bringen möge, die noch in der Lage seien, darüber nachzudenken.
Vielen Dank für den Hinweis. “Also blende ich diese Gedanken aus und sage, dass ich einfach das Schicksal derjenigen teile, die dafür kämpfen, dass demokratische Prinzipien in Russland endlich installiert werden und das Leben ein demokratisches wird, wobei es möglich ist, dass dieser Kampf nicht gut ausgeht. Aber das ist dann einfach so.” Dieses Zitat von Anna Politkowskaja sagt viel aus.
Sehr geehrter Herr Dobbert,
ich denke mal, dass Ihnen dieser Text nicht leicht gefallen ist. Dass Sie dieses Thema jetzt zur Sprache bringen, ist gut, kann aber nur ein Anfang sein. Ich lebe seit 2010 in der Ukraine und bin immer noch im Land, zum Glück ist unsere Gegend hier um Tscherkassy aktuell kein heißer Brennpunkt, auch wenn es immer wieder Luftalarm gibt und es Raketenbeschuss gab.
Seit ich hier lebe, verfolge ich die Berichterstattung zum Thema Ukraine in deutschen Medien natürlich sehr genau, intensiv – und das bis heute – seit Beginn des Maidans. Und mit Verlaub, ich habe bei Artikeln, Reportagen und Talkshows sehr oft »in die Tischkante beißen mögen«. Nur ein Beispiel: Selbst heute noch verwenden viele Ihrer Kollegen für die Besatzer in der Ostukraine das Wort “Separatisten”, obwohl von Anfang an klar war, dass es Russen sind. Natürlich, Verräter und Kollaborateure mag es auch unter diesen geben, wie in jedem Krieg. Die Befehle und das Material stammen aber eindeutig aus Russland. Warum traute man sich nicht, Ross und Reiter zu nennen? Und da ist die wichtigste Frage für mich: Wer gibt das vor?
In der Ukraine macht man sich auch keine Illusionen, welche Rolle deutsche Politiker, im Amt und a.D. spielen. Einige haben Sie schon angesprochen, es sind aber sehr viel mehr, die die Ukraine, die Demokratie und unsere moralischen Werte verraten haben.
Sie haben noch einen langen Weg vor sich, um das alles aufzuarbeiten. Ich wünsche Ihnen dafür viel Glück, bleiben Sie standhaft! Auch wenn die Wahrheit sehr schmerzlich sein wird.